Eigeninitiativen und privater Energieverbrauch

März 22, 2023 0 Von Adalbert Schneider

Gewohnheiten reflektieren, Ansprüche reduzieren

In den folgenden Abschnitten werden Grundlagen und Beispiele für einen bewussteren Umgang mit Energie und Ressourcen erarbeitet:

 

Die Mehrheit der Menschen (79% laut IPSOS) weltweit glaubt, dass wir auf eine Umweltkatastrophe zusteuern. Die zunehmende Erderwärmung stellt demnach eine große Bedrohung für das gesamte Leben auf der Erde dar. Trotz dieser Erkenntnis sind die CO2-Emissionen im Jahr 2022 gestiegen. Es besteht eine Dissonanz zwischen Erkenntnis und Handeln. Diese ist neben einer naiven subjektiven Einstellung zum Teil auch darauf zurückzuführen, dass falsche Annahmen über die Menge der selbst produzierten klimaschädlichen Emissionen bestehen. Es findet eine bewusste oder unbewusste Manipulation des eigenen Handelns statt. Die sporadische Nutzung des Fahrrads für alltägliche Erledigungen kann nicht als Kompensation für Flugreisen in den Urlaub herangezogen werden. 

Bild erzeugt mit DALL-E

Den eigenen Fußabdruck in Bezug auf klimaschädliche Gase zu verkleinern, kann nur gelingen, wenn die vielfältigen Handlungen in Bezug auf den Verbrauch von Energie- und Materialressourcen bewusst bilanziert und reduziert werden. Dies ist nur durch eine Sensibilisierung möglich.

Steigende Preise und Energiekrise

Die aktuelle Energiekrise mit den stark steigenden Preisen für fossile Brennstoffe, Gas und Öl, geben neben den erforderlichen emissionsmindernden Maßnahmen Anlass zu energieeffizienten Maßnahmen. Die Preiserhöhung für Öl betrug vom Jahr 2012 bis zum Jahr 2022  65%. Der Erdgaspreis stieg um fast 100%. Die Abhängigkeit von ausländischen Lieferanten ist in gleichem Maße gestiegen und es ist davon auszugehen, dass sich diese Entwicklung fortsetzen wird. Der aktuell noch erforderliche ausreichende Energiebedarf für die Versorgung von Gebäuden, Gewerbe und Industrie mit fossilen Brennstoffen kann in Energiekrisen möglicherweise nicht gesichert sein. Die Umstellung des Energiebedarfs auf erneuerbare Energien (siehe Abschnitt „Nutzung erneuerbarer Energien“) wird zunehmen durch EU- und nationale Gesetze gefordert.

Klimabelastung durch Fliegen

„Fliegen ist die schädlichste Art sich fortzubewegen.“  (Umweltbundesamt)

Ein Flug zu den Malediven und zurück verursacht pro Person ca. 3 t (Tonnen) CO2 . Ein Mittelklassewagen mit einem Verbrauch von 7 l Benzin auf 100 km erzeugt die gleiche Menge CO2 auf einer Strecke von 15.000 km. Bezogen auf eine 4-köpfige Familie wären das für die Flugreise 12 t CO2. Mit dem Familienauto könnten 60.000 km zurückgelegt werden.  Bei einer durchschnittlichen  Fahrleistung von 20.000 km pro Jahr könnte diese Familie ihr Auto 3 Jahre lang fahren. Durch die Bildung von Wasserdampf, den sog. Kondensstreifen, entsteht in der Troposphäre ein zusätzlicher Treibhauseffekt.

Verglichen mit dem Flug auf die Malediven könnte eine Person 100 000 km mit dem Bus  zurücklegen. Bei einem Weg  zur Arbeit und zurück von 30 km ist dies die 3333-fache Strecke. Die gleiche Menge CO2 entsteht, wenn man 14,5 Jahre lang an 230 Tagen die gleiche Strecke mit dem Bus zur Arbeit fährt. 

Reisebusse emittieren im Durchschnittlich 30 Gramm CO2 pro gefahrenen km, die Bahn ca. 40 g CO2 (bezogen auf eine Person) und der Pkw 137 g CO2 (Quelle: Bundesministerium für Umwelt, BMUV).

„Kreuzfahrten sind besonders klimaschädlich“ (BMVU): Eine 7-tägige Kreuzfahrt verursacht 1,9 t CO2 pro Person. Findet diese Kreuzfahrt im Bereich der Kanarischen Inseln statt, erhöht sich die CO2-Belastung um weitere 1.9 t, wenn die Person aus Deutschland mit dem Flugzeug anreist. Insgesamt sind das 3,8 t CO2/Person. Der durchschnittliche Verbrauch eines Autos in Deutschland liegt bei 1,5 t/Jahr.

Klimabelastung durch Autos

Verbrenner

Pkw und Krafträder verursachen 61%, Lkw und Busse 28%, leichte Nutzfahrzeuge 11% der CO2-Emissionen des Straßenverkehrs. Das sind 29% aller CO2-Emissionen 2020 in Deutschland (Quelle: BMVU). Zu den CO2-Emissionen kommen weitere klimaschädliche Gase hinzu: Kohlenmonoxid, Kohlenwasserstoffe, Stickoxide und verschiedene Partikel.  Letztere sind extrem gesundheitsschädlich, schädigen Flora und Fauna und führen zu einer Verringerung der Artenvielfalt. 

Um ein Auto mit einem Gewicht von 1,5 Tonnen herzustellen, werden 70 Tonnen Material und Ressourcen benötigt. Bezogen auf eine normale Nutzungsdauer entstehen je nach Gesamtfahrleistung 15 bis 20 Prozent CO2-Emissionen (Quelle: VCÖ). Der Einfluss der zunehmenden Größe und Motorisierung der Autos wird hier besonders deutlich.

WagenklasseStadt: CO2 in Kg/100 kmStadt: Benzinverbrauch in l/100kmAutobahn: CO2 in Kg/100 kmAutobahn: Benzinverbrauch in l/100km
Kleinwagen18

7,3

17

6,9

Mittelklasse25

8,7

19

7,4

Oberklasse32

12,6

28

11,1

Quelle: DAS INVESTMENT

Bei einer Höchstgeschwindigkeit von 100 km/h auf Autobahnen und 80 km/h auf Landstraßen können 11,1 Mio. t CO2 pro Jahr eingespart werden. Davon entfallen 9,7 Mio. t pro Jahr auf die Autobahn und 1,4 Mio. t pro Jahr auf die Landstraße. Bereits ein Tempolimit von 120 km/h auf der Autobahn führt zu einer Einsparung von 6,7 t pro Jahr. Tempolimits sind ohne großen Aufwand umsetzbar und würden die hohe CO2-Belastung durch den Straßenverkehr reduzieren.

E-Auto

Laut einer Studie des Fraunhofer-Instituts für System- und Innovationsforschung verbessern elektrisch angetriebene Fahrzeuge die Umweltbilanz gegenüber Verbrennungsmotoren.  Dies betrifft den Wirkungsgrad, den Energieverbrauch und den CO2-Ausstoß. Die Forscher kommen zu dem Ergebnis, dass Elektrofahrzeuge nur 50% der Treibhausgase ausstoßen. Grundlage der Analyse sind der Strommix des Jahres 2022, die Produktion eines Fahrzeugs und der Batterie (Ressourcenverbrauch an Material und Energie) sowie das Recycling. Mit steigendem Anteil erneuerbarer Energien an der Stromerzeugung verbessert sich die Bilanz für den Betrieb eines Elektroautos.  Allerdings spielt die Größe des Fahrzeugs eine wichtige Rolle. Ein schwerer batteriebetriebener SUV hat eine deutlich schlechtere Umweltbilanz als ein Mittelklassewagen mit Benzin- oder Dieselmotor.  

Die Umweltbelastung des Elektroautos ist vor allem auf den Einsatz von Kobalt und Lithium zurückzuführen. Hier gibt es Fortschritte durch Recycling und Substitution von Kobalt.

Klimabelastung durch private Haushalte

Warmwasserverbrauch

Duschen statt Baden spart erhebliche Mengen Wasser und damit Wärmeenergie. Durch den Einbau moderner Sparduschen können laut Verbraucherzentrale 50% Wasser und Wärme eingespart werden. Der Anteil des Warmwassers an den Energiekosten eines Hauses beträgt ca. 13%. Bei Energiekosten von 2500 € pro Jahr für eine 100 m² große Wohnung beträgt die Einsparung 325 €/Jahr. Erhebliche Energieeinsparungen lassen sich auch durch weniger Verdunstung beim Kochen erzielen. Letzteres spart nicht nur Energie. Es bleiben auch mehr Vitamine im Kochgut erhalten. 


Die Temperatur beim Duschen und Baden liegt bei ca. 40°C. Die Warmwasser-Grundeinstellung kann daher bei modernen Regelungen auf 50°C abgesenkt werden, so dass an der Zapfstelle immer noch 40°C warmes Wasser aus dem Hahn fließt. Moderne Regelungen heizen das Wasser regelmäßig auf über 60°C auf, so dass sich im Wasserkreislauf keine Legionellen bilden können.

Haushaltsgeräte

VerbraucherVerbrauch/KostenQuelleBemerkung
Heizung


EON

1°C Temperaturabsenkung spart 6% Heizkosten, Heizsysteme in den Sommermonaten ausschalten!

Warmwasser



z. B. Duschtemperatur und Duschzeit reduzieren
Heizungspumpen 600-800 kWh/a


neue Pumpen sparen bis zu 150 €/Jahr
Geschirrspüler245 kWh/a


Programme beachten: ECO und AUTO bevorzugen
Elektrischer Herd445 kWh/aEnBW

evtl. Altgerät austauschen; Restwärme, geeignetes Kochgeschirr, Dampfdeckel nutzen

Kühlschrank330 kWh/aEnBW

evtl. Altgerät austauschen, Temperatureinstellung beachten

Gefrierschrank415 kWh/aEnBW

evtl. Altgerät austauschen, kühlen Stellplatz wählen

Waschmaschine200 kWh/aEnBW

evtl. Altgerät austauschen, Füllmenge und Waschtemperatur optimieren

Wäschetrockner325 kWh/aEnBW

evtl. Altgerät austauschen, möglichst Lufttrocknung wählen

Fernseher190 kWh/a / 55€/aEnBW

evtl. Altgerät austauschen, Stand-by vermeiden

Computer



evtl. Altgerät austauschen, Stand-by vermeiden

Beleuchtung330 kWh/aEnBWalte Leuchtkörper durch Sparlampen ersetzen
WLAN-Router135 kWh/aEnBWnachts ausschalten

Haushaltsgeräte wie

  • Drucker
  • Ladestationen für batteriebetriebene Geräte
  • Wasserkocher
  • Kaffeemaschine 
  • Toaster 
  • Mikrowelle
  • Zeitschaltuhren

sollten bei Nichtgebrauch ausgeschaltet und der Stecker aus der Steckdose gezogen werden. Diese Maßnahmen senken die Energiekosten und leisten einen erheblichen Beitrag zum Klimaschutz, da der Strompreis auch mit staatlicher Preisbegrenzung im Jahr 2023 bei 40 C/kWh liegen wird.

Klimabelastung durch Müll

Die Herstellung von Kunststoffverpackungen, deren Rohstoffe aus fossilen Energieträgern (Erdöl, Gas, Kohle) bestehen, belastet das Klima zusätzlich. Bei der Produktion, Distribution und Entsorgung (Logistik etc.) entstehen klimaschädliche Gase. Schäden durch unsachgemäße Entsorgung belasten die Umweltbilanz zusätzlich erheblich.

Klimabelastung durch Landwirtschaft und Fleischverzehr

Auch der übermäßige Verzehr von Nutztieren wie Rind, Schwein und Geflügel belastet die Umwelt. Diese Tiere werden mit zusätzlichem Eiweiß, z. B. aus Soja, gefüttert, das zu einem großen Teil aus den Sojaanbaugebieten Südamerikas stammt. Diese Anbaugebiete waren früher meist Urwaldgebiete, die durch die Bindung von CO2 für den Klimaschutz von großer Bedeutung sind. Der Anbau von Futtermitteln für die Tierernährung erfordert zudem große Mengen an Düngemitteln, deren Herstellung ebenfalls mit hohen Emissionen klimaschädlicher Gase verbunden ist. Besonders klimarelevant sind die Methangase (CH4), die bei den Stoffwechselprozessen der Nutztiere entstehen. Der Ausstoß von Methan (CH4) ist bei Rindern besonders hoch. Die Klimabelastung durch Methan ist um ein Vielfaches höher als die durch CO2. Die Wahl nachhaltig produzierter Lebensmittel aus regionaler Landwirtschaft entlastet das Klima in mehrfacher Hinsicht.

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